Der Wert des Lebens

Dieses Thema ist interessant. Fast schon zu interessant. Es gibt so viele verschiedene Meinungen und Standpunkte dazu, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. 
Nun, der Wert des Lebens... das ist schon einmal ein weit gefächerter Begriff. Wie definiert man das überhaupt? Gibt es Lebewesen, deren Leben einen höheren Stellenwert einnimmt? Ist ein Wurm nicht so viel wert wie eine Kuh? Kann man Fliegen einfach so erschlagen, ohne sich danach schlecht zu fühlen? Muss man sich danach schlecht fühlen? 


Eben erst habe ich mit einem Freund darüber diskutiert (bzw. eine Diskussion gelesen) und das Thema lässt mich nun nicht mehr los. Sind Menschen wirklich mehr wert, als andere Lebewesen? Kann man sich als Mensch einfach so über alle anderen stellen? Darf man einfach ein Schwein töten, weil man Fleisch essen will? Andere Lebewesen töten doch auch, um zu überleben, um Fleisch zu essen. Und das ist verdammt nochmal richtig. Natürlich darf man töten. Damit man überlebt, damit man etwas zu essen hat. 

Aber da gibt es zwei Seiten. Wenn ein Tier ein schönes Leben hatte und ausgedient hat, ist es meiner Meinung nach nicht schlimm, wenn man es schlachtet. Immerhin möchte (fast) jeder von uns Fleisch essen und selbst ich möchte nicht darauf verzichten (mal ganz davon abgesehen, dass ich sowieso sehr selten Fleisch esse). Das Tier hatte ein mehr oder weniger langes Leben, hat auf einer grünen Wiese gestanden oder zumindest in einem Stall, in dem es genug Platz und Kontakt zu Artgenossen hatte.
Und dann gibt es da noch die andere Seite. Auf dieser werden Tiere zu tausenden in kleinen Ställen gehalten, werden den schlechtesten Bedingungen ausgesetzt, damit wir Menschen Fleisch essen können. Hauptsache billig, das muss es sein. Wirklich? Sind wir ehrlich schon so weit? Dass wir Tiere züchten, nur um sie zu töten? Dass wir Lebewesen auf die Welt kommen lassen (das hört sich jetzt ein bisschen nach Gott spielen an... aber ich glaube, ihr könnt herauslesen, was ich meine), nur um sie nach ein paar Wochen oder Monaten der Qualen und des Mästens zu töten? 
Letztens habe ich eine Reportage im Fernsehen geschaut. Ein Fließband. Viele Arbeiter(innen). Und viele, viele kleine, gelbe, flauschige Küken. Die Weiblichen wurden von den Männlichen getrennt. Und Letztere wurden dann einfach in einen Schacht geworfen. Somit war ihr Schicksal irgendwie besiegelt. Die Hennen kann man alle eng zusammenpferchen, damit sie viele Eier produzieren, die man dann für 13 Cent weiterverkauft. Ist das Ei eines Huhns wirklich nur ein paar Cent wert? Legen glückliche Biohühner glücklichere Bioeier? Hat ein Huhn, das nur dazu gemacht ist, Eier zu produzieren und irgendwann zu sterben überhaupt ein glückliches Leben? 

Was ist, wenn die Tiere wüssten, was auf sie zukommt? 

Aber was könnten sie schon tun. Sie werden unterdrückt und umgebracht. In Gefangenschaft geboren, aussortiert, getötet, gerupft, gegrillt und gegessen. Und wir sagen: "Bäh, ist das Fleisch heute wieder zäh. Das mag ich aber nicht fertig essen". Und werfen es weg. Wir werfen die Reste einfach weg. Die Reste, von einem Tier, das extra gezüchtet wurde; das extra auf die Welt gekommen ist, nur, um uns als Essen zu dienen. Von einem Tier, das vielleicht noch nie das Sonnenlicht gesehen hat. Das noch keinen einzigen Moment im Leben nicht Stress ausgesetzt war, noch nie seine Ruhe hatte. Das vielleicht früh von seiner Mutter getrennt wurde, nur, damit man mehr und noch mehr weitere Tiere produzieren kann. Anders kann man es nicht nennen, produzieren. 

Wenn man einmal so darüber nachdenkt, erscheint es einem doch fast zu grausam, Fleisch zu essen. Und trotzdem werden wir es wieder tun. Ich werde es wieder tun, ich steh dazu.


Steht das menschliche Leben eigentlich über den Leben anderer Tiere? Man kann es drehen und wenden, wie es einem beliebt. Ich sage Ja. Und ich sage Nein. Irgendwie sind wir doch dazu bestimmt, anders zu sein. Zu denken, sinnvoll zu handeln. Und das haben wir auch noch. In einem anderen Zeitalter. Als wir noch nicht die 500 Meter zum Supermarkt mit dem Auto gefahren sind. Als wir noch nicht zwei Mal im Jahr in den Urlaub fahren mussten, am besten so weit weg wie möglich. Als wir noch nicht drei funktionierende Handys zu Hause hatten und trotzdem ein neues gekauft haben. Als wir noch nicht die Ressourcen aufgebraucht haben und uns einen Dreck darum geschert haben, wie es weitergeht. Und wie es weitergehen soll. 

Ich muss zugeben, dass ich selbst eine der Personen bin, die gern mit dem Auto fährt. Sei es nur ein Kilometer, den ich in 5 Minuten auch mit dem Fahrrad geschafft hätte - das Autofahren verleiht einfach einen gewissen Komfort, den man heutzutage nicht mehr missen möchte. Was man früher alles mit dem Fahrrad erledigt hat, geht heute auch mit dem Auto. Und das natürlich am besten mit dem Schönsten und Teuersten. Wie sollte es auch anders sein. 
Natürlich möchte man etwas ändern. Aber man denkt sich, wieso ich? Es bringt doch nichts, wenn nur ich etwas ändere. Natürlich, eine Person ist ein Anfang, und wenn jeder so denken würde, würde nie etwas passieren. Aber man mag nicht der Erste und der Einzige sein, der auf etwas verzichtet. Verzichten ist doof, blöd; man könnte so viele tolle Dinge tun, wenn man nicht verzichten würde. Aber man muss manchmal einfach Rücksicht nehmen. Auf die Natur, auf die Umwelt, auf Tiere und Pflanzen. 
Aber wenn ich ehrlich bin, ist das alles nur heiße Luft. Wer von uns würde ehrlich etwas (großes) in seinem Leben ändern, um damit der Umwelt etwas Gutes zu tun? Genau, fast niemand. 


Es ist auch irgendwie eine Glaubenssache, ob der Mensch nun über anderen Tieren steht, oder nicht. In der Bibel wurde schon geschrieben, dass Tiere geopfert wurden und geopfert werden sollen. Und von wem wurde die Bibel geschrieben? Genau, von einem Menschen. Da ich nicht besonders gläubig bin, stelle ich die Bibel mal so dar, als wäre es eine Geschichte. 
Ein paar Menschen haben zusammen eine Geschichte geschrieben. Über ihre Werte und Vorstellungen. Über das, was sie sich wünschen, für die Zukunft und über das, was sie glauben. Was sie sich erhoffen, was sie schön finden und was nicht (mal so salopp gesagt). 
Wer weiß schon, ob die Bibel überhaupt irgendetwas von Gott enthält? Gibt es überhaupt einen Gott?

Meiner Meinung nach: Nein. Was nicht heißt, dass ich nicht an irgendetwas glaube. Nur woran ich glauben soll, ist mir im Moment noch ein Rätsel. Ich bin seit langer Zeit auf der Suche nach etwas, woran ich glauben kann. Auf der Suche nach etwas Eigenem, nach etwas, worin ich mich wiederfinde, was meine Vorstellungen widerspiegelt. Bisher bin ich noch nicht fündig geworden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. 
Der Mensch (oder ein Papst, nennt es, wie ihr wollt) ist doch das einzige Sprachrohr vom 'Himmel' zur Erde. Wieso ist es kein Huhn? Kein Wurm, kein Pferd, keine Kuh? Wir Menschen bilden uns einen Gott ein. Damit wir keine Angst vor dem Tod haben? Ich glaube, die hätte ich, selbst wenn ich an ein Leben nach dem Tod glauben würde, was meiner Meinung nach nicht existiert. 
Wieso sollte die Seele eines Menschen irgendwo weiterleben? Irgendwann gäbe es doch unendlich viele Seelen im Nirgendwo. Da müsste man mal aufräumen. Es geht einfach nicht. Ich kann mir das nicht vorstellen. Und was genau ist eine Seele? Wie zum Teufel definiert man das bitte? Hat man überhaupt eine Seele? Vögel piepen auch. Sie denken, kommunizieren. Sie haben auch eine Seele. Leben sie auch nach dem Tod weiter? 

Meiner Meinung nach ist mit dem Tod Schluss. Ich seh das ziemlich biologisch. "Biste tot, verrotteste." Nix Seele, nix weiterleben. Meiner Meinung nach ist ein toter Organismus einfach... tot. Da lebt nix mehr. Auch keine Seele. Und was Totes verrottet eben. So einfach ist das.


Darüber lässt sich einfach stundenlang diskutieren. Es wird immer Leute geben, die eine andere Meinung haben. Dies ist nun einmal meine Meinung. Damit möchte ich niemanden angreifen; niemanden, der an Gott glaubt, niemanden, der Massentierhaltung okay findet und niemanden, der komplett gegen diesen Text und meine Worte ist. Bitte respektiert meine Meinung. Meine Art und Weise, an Dinge zu glauben oder auch nicht. 

Über eure Meinungen zu diesen Themen freue ich mich jederzeit. Zu gerne möchte ich auch einmal andere Standpunkte dazu lesen. 

Kommentare

  1. Da du meine Meinung zu dem Thema gelesen hast wäre es eigentlich nicht soooo nötig nochmal etwas zu schreiben aber ich werde es dennoch tun.

    Nach der Diskussion die ich mit der Freundin hatte von der ich dir 'erzählt habe' habe ich lange darüber nachgedacht ob ich nicht den Weg eines Vegetariers oder gar eines Veganers einschlagen sollte. Ich habe ernsthaft lange mit mir selbst darüber diskutiert und bin zu dem Entschluss gekommen es nicht zu tun.

    Ich bin strikt gegen Massentierhaltungen, es ist einfach unwürdig unter solchen Bedingungen Leben zu würden. Wenn ein Mensch anderen Menschen sowas antut dann gilt er als ein kranker psychopathischer Soziopath. Ein Monster, ein 'Untier'. Der Mensch selbst setzt sich auf seinen goldenen Thron und herrscht über alles was weniger intelligent als er selbst zu sein scheint.

    Für mich aber erscheint es unsagbar widerlich und verkehrt. Betrachten wir z.B. das Verhältnis zwischen einem Tierhalter und seinem 'Haustier'. Manche Menschen betrachten ihre Tiere als eine Ware und bauen keine wirklich emotionale Bindung zu diesen auf. Es gibt wirklich Menschen die züchten andere Tier aus reinen profitablen Gründen.
    Ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen und dir meine Beziehung zu meinen 'Haustieren' nennen. Ich habe zwei Ratten oder eher hatte diese ( da ich in eine andere Stadt fürs Studium gezogen bin, kümmert sich nun meine Familie weiter um die beiden. ) Aber ich habe sie nie wirklich als eine Art Besitz angesehen, nein ich habe ihn alle Liebe der Welt entgegengebracht die ich zu geben habe. Ich hatte vor den diesen 2, 3 andere Ratten gehabt. ( Insgesamt 5 ) und ich habe sie immer geliebt, es waren keine Haustiere für mich, sie waren wie meine Kinder. Ich habe sie von klein auf aufgezogen und habe gelacht als sie dumme Sachen gemacht haben, habe mit ihnen geschimpft wenn sie sich gestritten haben und habe geweint als sie gestorben sind.

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  2. Worauf ich damit hinaus möchte? Ich habe ebenso um meine 'Kinder' geweint wie als meine Großmutter starb. Es war für mich ein ebenso großer Verlust und auch wenn es unsagbar komisch oder dumm für andere klingen mag. Was würde das Leben dieser Ratten weniger wertvoll machen als das Leben meiner Großmutter? Nichts und nichts würde ihr Leben wertvoller machen als das meiner Großmutter. Wir betrachten die Dinge doch immer in unseren eigenen Maßen, nach unseren eigenen Vorstellungen und eigenen Vorlieben. Für uns sind andere Menschen auch mehr wert als andere, weil wir sie mögen und lieben. Das ist unsere persönliche Meinung. Aber dennoch ist jedes Leben gleich viel wert.

    ( Jetzt noch einmal im Bezug auf den Fleischverzehr ) Ich bin der festen Überzeugung man muss kein Vegetarier oder Veganer werden um irgendwas zu beweisen, natürlich sollte man 100% dahinter stehen. Ich habe mich gegen diesen Weg entschieden weil ich in der Lage bin es wertzuschätzen was ich habe. Und hier ist doch gerade der springende Punkt. Wir sollten unsere Denkweise im Bezug auf alles ein bisschen mehr verschärfen. Wenn wir in der Lage sind jede Mahlzeit, jeden Tropfen Wasser, einfach alles wertschätzen können was wir haben, dann werden wir auch wahrlich bessere Menschen. Klar sind Massentierhaltungen widerlich und gegen alles wofür ich stehe. Es ist abscheulich weil Tiere für den blinden Konsum von Menschen sterben müssen, den wir schon lange nicht mehr richtig kontrollieren können. Aber wenn wir die Mahlzeiten, jedes Essen wahrlich in Dankbarkeit essen, dann sind diese Tiere auch nicht umsonst gestorben.

    Und es mag wahrlich komisch und übertrieben wirken aber wir sollten vielleicht wirklich dafür dankbar sein, dass sie ein Teil von uns werden, wir durch sie selbst leben können und es nicht einfach ein Stück Fleisch war sondern ein kleines Puzzleteil was uns ergänzt. ( Mag vermutlich für alle arg übertrieben und überzogen wirken, aber ich glaub die Menschen würden deutlich mehr wertschätzen können, wenn sowas simples wie die Nahrungsaufnahme mehr Bedeutung zugeschrieben bekommen würde. )
    Denn auch wenn wir heute nicht mehr wirklich fürs Überleben kämpfen müssen, wir überleben dadurch.

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