Spiegel

Wie ein Raum sich verändert, merkst du erst, wenn er weg ist. Der Spiegel. Wo vorher unendlich viel Platz zu sein schien, ist jetzt nichts. Leere. Bedrückende Leere. Es engt dich ein. Du bist die Freiheit gewohnt. Und plötzlich ist alles beschränkt. Der Raum geht nicht mehr unendlich weiter. Er endet mit der Wand. Du bist gefangen. In einem kleinen Zimmer, das dich nicht mehr frei lässt. Du bist es so gewöhnt. Du drehst dich um, willst in den Spiegel schauen, er ist nicht da. Er ist weg. Heruntergefallen. Kaputt. Und dir fällt auf, wie klein alles ist. Das Zimmer. Die Welt. Es geht nicht unendlich weiter. Es geht unendlich weiter. Nicht in deinem Kopf. Doch, auch dort. Nur nicht in die Unendlichkeit. In eine andere. Denn du bist endlich. Wie der Spiegel.

Deine Gedanken kreisen. Um nichts. Und trotzdem bist du unruhig. Restless. Ich habe diese innere Unruhe in mir. Immer auf der Suche. Nach was eigentlich? Ich kann nicht sitzen, ich kann nicht stehen. Die Zeit vergeht nicht. Am liebsten würde ich umherlaufen. Die ganze Zeit. Ich kann nicht still sitzen. Aber in diesem Moment fühlt sich alles so falsch an. Ich kann nichts dagegen tun. Gegen diese Unruhe. Sie ist einfach da. Sie lässt sich nicht vermindern. Ich wandere umher, ich gehe, ich laufe. Ich wechsele meine Position. Sekündlich. Wandere umher. Die Unruhe werde ich nicht los. Nach was suche ich? Was suche ich? Ich wäre diese Unruhe so gerne los. Sie einfach abschütteln. Ruhig sein. Nicht wandern müssen. 

Der Raum hört irgendwo auf. Er dehnt sich aus. Ins Unendliche. Dort muss noch ein Raum sein. Und danach noch einer. Und noch einer. Und noch einer. Ich sag ja, Unendlichkeit. Ist nicht begreiflich. Meine Gedanken sind unendlich. Aber irgendwann enden sie. Dann sind sie endlich. Aber was ist, wenn ich davor die Unendlichkeit schon von mir gegeben habe? Vielleicht werden meine Worte überleben. Mich überleben. Das werden sie. Sie leben weiter in den Personen, denen ich sie weitergebe. Mit denen ich rede. Die mit mir reden. Und irgendwo wird ein Teil von mir weiterleben. Auch wenn ich nicht mehr hier bin. Mein Wirken wird nicht umsonst sein. Jeder wird wissen, dass es mich einmal gegeben hat. Jeder soll es wissen. 


Und wenn ich in den Spiegel sehe, kann ich die Unendlichkeit sehen. Meine Hülle wird ableben. Irgendwann. Bald. Früher als gedacht. Aber meine Worte leben weiter. 
Und sie werden zeigen, wer ich war. 

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