Eine Begegnung

Heute Morgen wurde ich von einer Person angeregt, einen Text über das Thema "Du begegnest jemandem auf der Straße und verfällst (ihm) sofort" zu schreiben. Hier ist dann wohl mal meiner.



Es ist Frühling, trotzdem ist es kalt, aber ich spüre den nahenden Sommer, den leichten Wind, der durch die Straßen weht und die Blätter der Bäume sachte bewegt. Es hat gerade einmal um die zwanzig Grad, doch laufe ich schon im T-Shirt umher. Dieses Frühlingsgefühl kann mir nun einmal keiner nehmen. Die Blumen blühen, es riecht nach Frühling, es ist kalt, doch ich friere nicht. Denn ein Gedanke erwärmt mein Herz; ich erblicke deine wunderschönen Augen, muss wegsehen, weiß nicht, was ich tun soll.  Zu lange habe ich es vor mir hergeschoben, die Frage, was da nun ist, was zwischen uns steht und ob da überhaupt etwas ist. Doch nun ist es klar, klarer als der blaue Himmel, zu dem ich flüchtig empor schaue. Da ist etwas, ich spüre es genau, es ist da, klar und deutlich zu spüren. Ich fühle es, als wäre es eine Spannung, die mir den Atem raubt. Ich muss lächeln, grinsen, dir geht es nicht anders. Tausende, abertausende Worte haben wir gewechselt, doch jetzt fällt uns nichts ein. Nichts, was wir uns mitteilen könnten, nichts, worüber wir reden könnten. Mir fällt auf, du hast wunderschöne Augen. Ich kann dich nicht ansehen; es liegt wohl in meiner Natur, dass ich Anderen nicht in die Augen sehen kann.
Schweigend laufen wir nebeneinander; die Hände in den Hosentaschen. Jetzt etwas zu sagen ist schwerer als alles, was wir beide jemals im Leben durchgemacht haben. Der Moment ist magisch, doch kann man ihn nicht zerstören. Wir sind verlegen, verharren in unserem Schweigen. Keiner traut sich, es sich einzugestehen, was er fühlt – falls er überhaupt etwas fühlt. Ich weiß es nicht, ich kann keinen klaren Gedanken fassen, zu sehr bin ich abgelenkt, zu glücklich bin ich.

Ja, wie definierst du Glück? Diese Frage ist gut, fast schon zu gut, zu philosophisch, um sie zu beantworten, ohne dabei um den heißen Brei herumzureden. Denn es gibt keine konkrete Antwort, keine richtige Definition; keine Definition von Richtig und Falsch. Doch das hier ist richtig, ich spüre es genau, spüre dich, deinen Körper neben mir, trau mich nicht. Trau mich gar nichts, nicht, etwas zu sagen, nicht, dich anzufassen, und schon gar nicht, dir zu gestehen, dass ich dir verfallen bin. Ich weiß nicht, wann es passierte, doch es geschah einfach, ohne dass jemand von uns es mitbekommen hätte.

Es gibt keinen konkreten Zeitpunkt, an dem man mit Sicherheit sagen kann, dass man einer Person komplett verfallen ist. Doch er ist nah, ich spüre es, wenn ich dich lächeln sehe. Wie kann man diesem Lächeln nur standhalten? Du strahlst, strahlst Liebe aus, Wärme, die ich nie gekannt habe. Die ich nicht kennen wollte, weil es mir einfach nicht fehlte. Weil ich es nicht kannte. Und es mir nicht fehlte.
Doch mittlerweile frage ich mich, ob ich nicht doch von dir geliebt werden will. Du bist nun einmal anders, etwas Besonderes, ich spüre es genau, wenn du mich von der Seite ansiehst, verlegen und süß, in deiner unschuldigen Art, von der ich weiß, dass sie nur von der Angst, etwas falsch zu machen rührt.
Zu oft hast du mir gestanden, dass du Angst davor hast, Angst, mich zu treffen, Angst, mich kennenzulernen, doch trotzdem zieht es uns zueinander hin, wir wollen mehr sein, mehr, als nur Freunde, doch ist es schwer, sich in dem Labyrinth der verzweigten Straßen nicht für immer zu verlieren. Dunkel ist es in den Seitengassen und ich frage mich, was wohl passiert, wenn einer von uns für immer in dieser Dunkelheit verschwindet. Werden wir uns verlieren? Wird es überhaupt funktionieren?

Zu viele Fragen stelle ich mir, doch sie sind berechtigt, denn uns bleibt nur der Tag, den wir nah beieinander verbringen. Nicht zu nah beieinander, keiner mag den anderen in Verlegenheit bringen, doch würden wir am liebsten in den Armen des anderen liegen und alles vergessen. Die Welt, die Probleme, mit denen wir uns tagtäglich durch das Leben quälen.

Wie soll ich wissen, was das zwischen uns ist, wenn ich selbst keinen klaren Gedanken fassen kann? Eine Schwärmerei? Liebe? Aber woher nur soll ich es wissen? Ich war doch noch nie verliebt, habe doch noch nie etwas empfunden. Hab' mir doch bisher keine Gedanken über so etwas gemacht. Hatte doch gar nicht die Möglichkeit, zu fühlen, zu empfinden. Du bist doch der Erste. 



Ich erschrecke. Es ist hell, wieso ist es hell? Es ist warm. Ich liege im Bett. Ich habe nur geträumt, von dir. So wie jede Nacht. Nur dieses Mal in einer neuen Dimension, wir haben uns getroffen, ich habe dich angefasst, ich habe dich gespürt. Du warst da, du warst mir so nah, doch bist du nun wieder in weite Ferne gerückt; die Realität schiebt eine räumliche Distanz zwischen uns, die nahezu unüberbrückbar ist.

Und von dem Traum bleibt mir nur das Lächeln auf den Lippen, das ich den ganzen Tag mit mir herumtrage, seit ich dich kenne. 

Kommentare

Beliebte Posts