Das nächste Kapitel

Seit fast sieben Jahren existiert dieser Blog. Seit fast sieben Jahren teile ich hier meine Gedanken und Gefühle. 
Ich erinnere mich an 2013. Ich habe Abitur gemacht. Ich war jeden Tag im Freibad, auch wenn es 16 Grad hatte. Ich habe 10 Kilo abgenommen. Und das erste große Kapitel in meinem Leben abgeschlossen.
Ich habe die Schule verlassen und mich auf einen neuen Weg begeben. Einen Beruf gelernt. Diese zweieinhalb Jahre waren nicht immer einfach. Vor allem die ersten Monate waren steinig und schwer. Aber ich habe nicht aufgegeben, sondern das zu Ende gebracht, was ich angefangen habe.
Februar 2016 habe ich meine Ausbildung abgeschlossen. Und es war klar, dass ich studieren würde. Ich wollte unbedingt in Vollzeit studieren, auch mal das Studentenleben erleben. 

Somit begann im Oktober 2016 ein neuer Weg. Schon wieder. Im Jahr 2016 kam mir das Jahr 2020 so weit entfernt vor. Dreieinhalb Jahre. Da schien der Studienabschluss noch unerreichbar, in weiter Ferne. Sieben Semester entfernt. 
Unendlich lange und langweilige Vorlesungen habe ich in der Hochschule verbracht. Egal wie schön das Wetter war, ich bin stets zu den Vorlesungen erschienen. Egal wie unmotiviert ich war, ich kam trotzdem. 

Ich erinnere mich an den einen Tag, Sommersemester 2017. Wir hatten Marketing, mit dem Rücken zum Fenster sitzend. 20 E 12. Ich glaube, das Wetter war an diesem Tag nicht so schön. Mein bester Freund hat mir Bilder aus Alicante gesendet, von Palmen, Sonne und Strand. Ich hatte lange kein so starkes Fernweh mehr, wie an diesem Tag. 

Und so vergingen die Semester. Plötzlich waren die ersten vier Semester Vergangenheit und das Praxissemester stand an. Einen Wimpernschlag später war es Vergangenheit. Die beiden Schwerpunktsemester brachen an und alles änderte sich. Ich nahm zum ersten Mal während meines Studiums einen Werkstudentenjob an. Ich hatte mich daran gewöhnt, im Praxissemester Geld zu verdienen und wollte weiterhin wenigstens ein paar Hunderter im Monat verdienen. 

Das Sommersemester 2019 war stressig. Nur noch ein knappes Jahr durchhalten. Obwohl ich auf hoher Drehzahl rotiert bin, habe ich alles gut gemeistert. Ich habe begonnen, einen Roman zu schreiben. Das Schreiben ist etwas, das mir schon immer gelegen hat. Ich liebe Worte. Sie sind so vielfältig einsetzbar. Sie transportieren, was man denkt und ausdrücken möchte. Wie man fühlt.
Vielleicht, vielleicht wird das etwas ganz Großes. Wer weiß. Ich habe nichts zu verlieren, ich muss nichts investieren. Ich muss es nur versuchen.

Und nun ist Januar 2020. Das, was 2016 in so weiter Ferne lag, ist nun erreicht. Ich spüre gerade Melancholie und kann es gar nicht glauben. 

Heute hatten wir die letzte inhaltliche Vorlesung.

Heute war die letzte Vorlesung, in der wir neuen Stoff behandelt haben. Die nächste Woche wird nur voller Wiederholungen sein. Heute hatten wir die letzte richtige Vorlesung. Prof. Dr. Schott, 20 E 11. 9.45 - 13.00 Uhr.

Irgendwie war ich so gefangen in diesem Trott. Jedes Semester aufs Neue: Vorlesungen. Und Seminararbeiten. Zur Hochschule fahren. In der Vorlesung (halbherzig) zuhören. Nach Hause fahren. Eat, sleep, repeat.

Jetzt, wo es vorbei ist, ist da auf ein Mal ein großes Loch. Eine Lücke. Ich weiß noch nicht, was diese Lücke bald ersetzen wird. Welchen Platz ich zukünftig im Leben einnehmen werde. 

Ich kann gar nicht glauben, dass es das war. Dass es das schon gewesen sein soll!
Ich will noch mal. Bitte, lass mich noch einmal. Ich glaube, diese Worte habe ich 2013 in einem Text über die Schulzeit und das Abitur geschrieben. 18 war ich damals. Könnte ich zurück, ich würde es tun. Noch einmal jünger sein. Ich würde vieles anders machen. Aber ich bin noch jung, ich kann noch vieles ändern. Jeden Tag. Aus der Komfortzone kommen, etwas Neues machen. Weiterkommen.

Wir haben dreieinhalb Jahre miteinander verbracht. Bewusst und unbewusst. Irgendwie war es selbstverständlich, dass wir immer da waren. Nun gehen wir. Einige bleiben, bis auch sie gehen werden. Wir werden andere Wege einschlagen, uns aus den Augen verlieren, oder noch Kontakt halten. Vieles wird sich ändern. Wir werden weniger Zeit haben, mehr arbeiten. Wegziehen oder dableiben. Eine Familie gründen oder allein auf Wanderschaft gehen.

Es ist fast vorbei. 2020. Das Jahr kam schneller, als gedacht. Die Zeit verging schneller, als gedacht. Zwei Klausuren am 27.01. und 07.02. trennen mich noch vom Ende meines Studiums. Und die Bachelorarbeit, die ich danach noch schreiben muss. Ein Ende ist in Sicht. Alles ist geschafft. Alles Schwere ist geschafft. Diese beiden Klausuren sind keine Herausforderung. Die Bachelorarbeit ist keine Herausforderung.

Ich habe alles gemeistert. Finance, VWL, Bilanzierung, BGB, und Steuerrecht. Alle langweiligen und schwierigen Fächer. Einfach alles. Ich bin nie durch eine Prüfung gefallen. War immer erleichtert, wenn ich die Prüfungsergebnisse gesehen habe. 

Nun ist es vorbei. Wir werden andere Wege gehen. Und das ist gut so. Wer weiß, wohin mich die Zukunft trägt. Großes wird kommen. Ich habe große Pläne. Ich werde sie umsetzen. Ich möchte nicht mein ganzes Leben lang denken: 


... was wäre gewesen, wenn? 

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