Anfangen aufzuhören

Und irgendwann kam der Tag, an dem ich angefangen habe, aufzuhören. Mir Gedanken zu machen. Rauszugehen, wenn die Sonne scheint. 
Irgendwann war alles einfach vorbei. Prinzipien und Werte über Bord. Einfach getan, anstatt zu lassen. Geflogen und gefallen. Mich abgelenkt. Nicht gewusst, was ich eigentlich suche. Eigentlich suche ich nichts. Ich existiere nur.

Wir sahen in die Ferne, gemeinsam. 360 Grad Blick. Unbeschreiblich. Festgehalten in einem Video, das bei mir eine unglaubliche Enge in der Brust auslöst. Es war so schön, ich will noch mal.

Es war März, es war kalt, ich war so voller Schmerzen, körperlich, seelisch. Wir liefen durch den Wald, den Friedwald. Und dann bist du wieder aufgetaucht. Unbekannte Nummer. Eigentlich solltest du wissen, dass ich unbekannte Nummern nicht zurückrufe. Wolltest nur checken, ob ich dich nur in Whatsapp, oder auch generell blockiert habe. 
Aber es machte nie Sinn, alles drehte sich im Kreis, wir drehten uns im Kreis, trafen aufeinander, schlugen ein wie eine Bombe und starben innerlich, ein ums andere Mal. 

Und dann, ein für alle Mal war es einfach vorbei. Einfach rum. Kein Abschied, keine Tränen. Es war ein nichts. Wie das, was hinter dir ist. Da ist es nicht schwarz. Da ist einfach nichts.

Dann hab ich irgendwann angefangen, aufzuhören. Aufzuhören, jemanden zu brauchen. Aufzuhören, mir Gedanken zu machen. Aufzuhören, an Schlechtes zu denken. Aufzuhören, zu atmen. 
Ich habe keine Luft mehr gebraucht, weil niemand mehr da war, der sie mir nimmt. Wir waren frei. Die Seele war frei.

Eigentlich war ich nie wirklich frei, auch wenn ich es gern gehabt hätte. Ich weiß nicht, wie die anderen Menschen das machen. Aber ich kann es nicht. Da war immer etwas, das ich gesucht habe, ohne zu wissen, wonach ich suche, oder was mein Ziel ist. Es war schwer, so unglaublich schwer. Auch wenn du so schlecht für mich warst, du warst mein Anker, mein Ein und Alles. Du warst halt da. Ich war halt da. Ich bin gefallen, ein Kampf gegen dich und mit dir. Für dein Bestes. Für mein Bestes. Für unser bestes. Aber das wolltest du nicht. 


Es war eine Kurzschlussreaktion. Ich war so froh, allein zu sein. Wollte immer mehr alleine sein. Hab mich zurückgezogen. Ich habe nicht gemerkt, wie ich war. Zu kräftezehrend war der Kampf, den ich geführt habe.

Ich hätte nicht gedacht, dass du jetzt kommst.

Was soll ich sagen. Du hast mich gebeten, zu kommen. Also war ich da. Wobei es besser gewesen wäre, wäre ich nicht gekommen, denn liebe Worte hatte ich nicht übrig. Aber das weißt du ja. 


Manchmal, wie heute, da droht der Hass in mir überzukochen, über die Ufer zu treten. Und ich wünsche mir, ich wäre allein, einfach allein. Aber ich bin allein. Da ist nichts, nichts, das mich hält. Eines Tages werde ich fort sein, weit weg, ihr werdet es nicht merken. Van. 
Ein Traum, in so weite Ferne gerückt. Die Insel. Ich war noch nie dort, aber es zieht mich so unglaublich dorthin. 

Und dann habe ich angefangen, aufzuhören. Die Zukunft zu planen. Aufgehört. Mir Gedanken zu machen. Aufgehört. 


Heute verstehe ich dich. Wie du lebst, wie du bist. Wie einfach es ist, weil du immer sagst, dir ist alles egal. Und ich weiß noch genau, wie ich dich unbedingt festhalten wollte. Deine Komplimente kenne ich auswendig. Habe mich daran festgehalten, wollte unbedingt etwas Positives sehen, etwas, das langsam vor sich hin schwand und ich verstand nicht, weshalb.

Alles fügt sich, irgendwie. Und auf dem Weg dahin sammeln wir Erinnerungen und Erfahrungen und schreiben gemeinsam Geschichte. Ich habe schon einen Plan. In Gedanken. Ohne etwas zu planen, aber ein Gedanke an schöne gemeinsame Erinnerungen.

Fünf Jahre. Eine lange Zeit. Es fühlt sich an wie gestern. Und die Zeit wird noch schöner, wenn wir endlich anfangen, aufzuhören. 

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