Ich habe was verpasst.

Ich sitze im Büro, es ist der letzte Freitag, also der 30.04.14. Es ist nichts zu tun, mal wieder nicht. Ich mache Mittagspause, unterhalte mich mit meinem Kollegen, der mir gegenübersitzt. 
Gegen 13 Uhr fängt draußen ein Hupkonzert an. Zuerst denke ich mir, da wird wohl jemand geheiratet haben. Nach fünf Minuten hat es immer noch nicht aufgehört. Auch nicht nach 10. Mein Kollege meint, "da haben wohl die Abiturienten ihre Noten bekommen". Natürlich. Stimmt ja. Meine Freundin zählte auch zu den Glücklichen, die an diesem Tag ihre Noten bekommen haben. Wieso habe ich nicht früher daran gedacht? 

Das Gymnasium ist direkt über die Straße und die Bahngleise, vielleicht 100 Meter Luftlinie. Und während ich im Büro saß und nichts zu tun hatte, musste ich mich erinnern. Habe ich mich vor einem Jahr auch so gefreut? Und verdammt - ist das wirklich schon ein ganzes Jahr her? Das kann doch alles gar nicht sein. Stop - die Zeit vergeht zu schnell. 
Während ich die Freude der Abiturienten gefühlt habe, war in meinem Inneren nur Leere. So gerne hätte ich dieses Gefühl noch ein mal, noch mal Abitur machen und sich noch mal freuen, dass man (gut) bestanden hat. Habe ich mich überhaupt gefreut? So sehr gefreut? Ich weiß es nicht mehr. Dabei kommt es mir vor wie gestern. 
Die Tatsache, dass diese Zeit bei mir vorbei ist, dieser Zeitpunkt verstrichen, macht mich traurig. Jetzt noch. Ich habe einen anderen Weg eingeschlagen. Er hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Ich weiß nicht, ob ich nicht vielleicht gerne anders wäre. Denn ich habe das Gefühl, ich hab etwas verpasst. Aber ich kann nicht zurück. 
Überall werde ich gefeiert. Vielleicht ist das übertrieben, aber wenn ich jemandem von der Musik erzähle, die ich mache, sind alle begeistert. Im Altenheim, wo ich ein Praktikum mache, bin ich immer der Alleinunterhalter. Alle finden unglaublich klasse und gut, was ich mache. Alle sind grenzenlos begeistert. Und ich finde, dass es einfach nur schlecht ist. Ich könnte so viel besser sein, hätte ich doch nur mehr gemacht. Als Kind mehr geübt. Mich mehr reingehängt und etwas getan. Das getan, was meine Eltern mir gesagt haben. Was meine Lehrer mir gesagt haben. Aber jetzt ist es zu spät. Man wird unaufhaltsam älter. Und die Tatsache, wie schnell die Zeit vergeht, beängstigt mich.

Ich habe das Gefühl, ich habe etwas verpasst. Aber die Zeit kann ich leider nicht zurückdrehen. Schade. 

Kommentare

Beliebte Posts